Gault&Millau: „Deutsche Spitze“
Straffe und mineralische Weine, die Lust auf mehr
machen, sind das Ding von Andreas und Andreas
Laible. Vater und Sohn gleichen Vornamens haben
sich vor allem dem Riesling verschrieben. Den
Grundstein dafür legte der Senior gemeinsam mit
seiner Frau Ingrid bereits in den 1990er Jahren und
etablierte das Weingut in der ersten Liga der deutschen
Riesling-Produzenten. Längst sind Andreas
junior und seine Frau Petra mit von der Partie – und
die dritte Generation steht ebenfalls schon in den
Startlöchern. „Im Keller lege ich großen Wert auf
die charakteristische Prägung der einzelnen Weinbergsparzellen,
die sich unverfälscht in jedem Wein
widerspiegelt“, berichtet Andreas Laible der Jüngere.
„Die eigenen Hefen bleiben teilweise bis kurz
vor der Füllung im Wein. Sie sind daher anfangs etwas
verschlossener, gewinnen aber an Reifepotenzial.“
Diese „Verschlossenheit“ ist bei Laibles nicht
so stockernst gemeint, dass man sich davor fürchten
müsste. Alle hier aktuell gezeigten 2018er Laible-Weine
sind charakterisiert durch eine durchweg
stimmige Präsenz, die von der Harmonie und dem
Einklang mit der Natur im sorgsamen Rebenanbau
in den hauseigenen Paradelagen zeugt. Vor allem
die 2018er Rieslinge in der typisch laibleschen, bestens
abgestimmten Dramaturgie sind eine Bank und
bieten in ihrer ansteckend freudvollen Saftigkeit,
die hier immer mit viel Rasse unterlegt ist, Trinkvergnügen
auf höchstem Niveau.
In den imposanten Hügeln der Ortenau, genauer
gesagt im Durbacher Plauelrain, liegen die Weinberge
der Laibles. Die Steillage des Geländes mit
80 Prozent Neigung ist legendär und duldet ausschließlich
Handarbeit. Die Reben profitieren von
einem felsigen Untergrund mit Granit, Porphyr,
Gneis oder Achat, der sie nicht nur mit Mineralstoffen,
sondern auch mit viel gespeicherter Wärme verwöhnt.
Seit einigen Jahren nutzt die Winzerfamilie
organische Dünger und Komposte, sodass die Pflanzen
noch besser mit Wasser und Nährstoffen versorgt
werden. „Dadurch ergibt sich ein ausgeglichenes
Wachstum der Reben, und sie sind nicht mehr so
anfällig gegenüber Pilzkrankheiten“, erläutert Laible.
Die große Leidenschaft der Laibles für den Riesling
zeigt sich auch in ihrem Engagement für den
Ur-Riesling. Als engagiertes Mitglied der Initiative
„Klingelberger 1782“ führen sie die Tradition weiter,
die Markgraf Carl Friedrich von Baden dereinst
begründete. Anno 1782 ließ er auf dem Klingelberg
nahe Schloss Staufenberg in Durbach erstmals ausschließlich
Riesling anpflanzen und hob damit den
ersten sortenreinen Weinberg in Baden aus der Taufe.
Das klingelnde Geräusch von Weinhacken, die
auf felsigen Boden treffen, stand für den Namen
Pate. Heute erzeugen unter dem Namen „Klingelberger
1782“ zwölf Weingüter zwischen Oberkirch,
Durbach und Ortenberg nach strengen Richtlinien
Rieslinge. Die Vorschriften sehen unter anderem
vor, dass rekultivierte alte Klingelberger-Reben eingesetzt
werden, die Lese bei völliger Fäulnisfreiheit
der Beeren von Hand erfolgt und ein Mostgewicht
von mindestens 90 Grad Öchsle erreicht werden
muss. Im Keller kann der Winzer entweder spontan
vergären oder Klingelberger-Hefe einsetzen. Dabei
handelt es sich um die weltweit erste zertifizierte
Bioweinhefe. Zum Schluss müssen sich die Weine
dann noch bei einer Blindverkostung vor einer Jury
beweisen, bevor sie das Prädikat der Initiative tragen
dürfen.
Auch wenn mehr als die Hälfte der Rebflächen
der Laibles für den Riesling reserviert ist, hat die
Weinkarte der Winzerfamilie noch einiges mehr zu
bieten. Dazu gehört unter anderem der Traminer,
der in der Ortenau auch den Beinamen Clevner
trägt – nicht zu verwechseln mit dem gleichlautenden
Spätburgunder aus Württemberg. Hinzu kommen
Gewürztraminer sowie weiße burgundische
Sorten wie Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder.